Frederik Dekkers

Frederik Dekkers

Frederik Dekkers, latinisiert auch Friedericus Deckers (* 23. Dezember 1644 in ’s-Hertogenbosch; † 3. November 1720 in Leiden) war ein niederländischer Mediziner.

Leben

Titelkupfer von Exercitationes practicae
Ohrmuschel (Entw.: Frederick Dekkers)

Frederik Dekkers war der Sohn des Hubertus Dekkers. Er erhielt den ersten Unterricht in seiner Geburtsstadt, wo er unter anderem seinen späteren Lehrer Florentius Schuyl kennenlernte. Am 5. Dezember 1664 immatrikulierte er sich als Student der Medizin an der Universität Leiden, wo er die Vorlesungen von Franciscus Sylvius, Schuyl und Johannes Hornius (auch: van Horne, 1621–1670) besuchte. Am 1. Februar 1668 wurde er mit dem Thema de Dolore captis zum Doktor der Medizin promoviert. Anschließend ließ er sich als Arzt in Leiden nieder. Hier trat er als Herausgeber der Schriften des Amsterdamer Arztes Paul Barbette (1620–1666) in Erscheinung. Dazu gehören Pauli Barbette tractatus de peste sum notis (Leiden 1667) und Praxis Barbettiana, cum notis et observationibus (Leiden 1669, 1675, 1678).

1673 wurde er selbst als Autor des Werkes Exercitationes practicae circa methodum medendi, auctoritate, ratione et observationibus plurimis confirmatae aktiv. Darin ordnet er in acht Abteilungen verschiedene Arzneimittel, die zur Behandlung der damals bekannten Krankheiten bekannt waren. Am 15. November 1694 wurde er von den Kuratoren der Leidener Hochschule zum Professor der praktischen Medizin berufen, welche Aufgabe er am 20. Dezember desselben Jahres mit der Rede De medicina et medendi methodo (Leiden 1695) antrat. Der erfahrene und kritische Kliniker, der ein Verehrer der Klassiker war, wurde am 18. Mai 1697 Professor des Collegio practico medici, womit die Leitung der Leidener Universitätsklinik verbunden war ernannt.

In seiner Eigenschaft als Leidener Hochschullehrer beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Bildungseinrichtung und war 1700/01 Rektor der Alma Mater. Diese Aufgabe legte er mit der Rede Quis revera artis medicae gnarus, quid illius peritus sit dignus vocari? nieder. Als praktischer Mediziner hatte er sich große Verdienste erworben, bis er 1719 emeritiert wurde und Hermannus Oosterdijk Schacht seine Nachfolge antrat. Dekkers hat sich auf dem Gebiet der Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) einen Namen erworben und hierzu in Leiden 1673 das erste Bronchotom geschaffen.[1] Er hat zudem eine Ohrmuschel entwickelt, welche Hörgeschädigten helfen sollte. Zudem machte er auf eine zufällig entdeckte leichte Trübung des Harns von schwerkranken Schwindsüchtigen nach Kochen des Urins und Zusatz von Säuren aufmerksam und entdeckte so 1694 eine Möglichkeit des Eiweiß-Nachweises im Harn. Diese erste Beschreibung der Albuminurie hatte jedoch keine Auswirkungen auf die damalige Praxis und geriet zunächst in Vergessenheit.[2] geriet. Eine Gesamtausgabe seiner medizinischen Schriften erfolgte 1743 in Amsterdam in zwei Bänden.

Schriften (Auswahl)

  • Praxis Barbettiana. Leiden 1669 (books.google.de)
  • Exercitationes practicae circa medendi methodum. 2., erweiterte Auflage. Cornelius Boutesteyn und Jordaan Luchtmans, Leiden (1694) 1695 (books.google.de).
  • Genees-konstige, of werk-stellige oeffeningen. Leiden 1717 (books.google.de).

Literatur

  • Dekker (Frederic.). In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 7, Leipzig 1734, Sp. 437.
  • Deckers, oder Dekker (Fredericus). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 2: D–L. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1750, Sp. 62 (books.google.de). 
  • Gerard Conrad Bernard Suringar: Bijdragen tot de geschiedenis van het geneerkundig onderwijs aan de Leidsche Hoogeschool. 1866, S. 20 (books.google.de).
  • Dictionnaire encyclopédique des sciences médicales. Band 21, V. Masson et Fils, Paris 1878, S. 281.
  • C. E. Daniëls: Dekkers, Frederik. In: August Hirsch, Ernst Julius Gurlt: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Band 2, Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1885, S. 142.
  • Deckers (Fredericur). In: Abraham Jacob van der Aa: Biographisch Woordenboek der Nederlanden. Band 4, Verlag J. J. van Brederode, Haarlem 1858, S. 81 (historici.nl).
  • Evert Dirk Baumann: Dekkers (Frederik). In: Petrus Johannes Blok, Philipp Christiaan Molhuysen (Hrsg.): Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek. Teil 6. N. Israel, Amsterdam 1974, Sp. 383–384 (niederländisch, knaw.nl / dbnl.org – Erstausgabe: A. W. Sijthoff, Leiden 1924, unveränderter Nachdruck). 

Weblinks

Commons: Frederik Dekkers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Universität Leiden

Einzelnachweise

  1. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 495.
  2. Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten. Boehringer Mannheim, Mannheim 1972, S. 62–63 und 80.
Normdaten (Person): GND: 100100287 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n85088653 | VIAF: 267885254 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Dekkers, Frederik
ALTERNATIVNAMEN Dekkers, Frederick; Deckers, Friedericus; Dekkers, Friedrich
KURZBESCHREIBUNG niederländischer Mediziner
GEBURTSDATUM 23. Dezember 1644
GEBURTSORT ’s-Hertogenbosch
STERBEDATUM 3. November 1720
STERBEORT Leiden