Johann Friedrich von Waldstein

Dieser Artikel befasst sich mit dem Erzbischof von Prag Johann Friedrich von Waldstein. Zum Bischof von Seckau siehe Johann Friedrich von Waldstein-Wartenberg.
Johann Friedrich von Waldstein
Münzbild des Grafen Johann Friedrich von Waldstein
Rückseite mit dem erzbischöflichen Wappen

Johann Friedrich von Waldstein (auch: Johann Friedrich Reichsgraf von Waldstein; tschechisch: Jan Bedřich z Valdštejna; * 18. August 1642 in Wien; † 3. Juni 1694 in Dux) war Bischof von Königgrätz und Erzbischof von Prag.

Biografie

Seine Eltern waren der Oberstkämmerer Maximilian von Waldstein und Polyxena, geb. Thalenberg. Johann Friedrich studierte bei den Jesuiten in Prag Philosophie und anschließend Theologie in Rom, wo er u. a. Jean Baptiste Mathey kennenlernte. Noch vor der 1665 erfolgten Priesterweihe ernannte ihn Papst Alexander VII. zum Ehrenprälaten und Kaiser Leopold I. verlieh ihm ein Kanonikat in Olmütz. Weitere Kanonikate erhielt er am Breslauer Dom und am Breslauer Hl. Kreuzstift. Die Prager Kreuzherren mit dem Roten Stern wählten ihn 1668 zu ihrem Hochmeister.

Bischof von Königgrätz

1668 wurde Johann Friedrich von Waldstein von Kaiser Leopold zum Nachfolger des Königgrätzer Bischofs Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg bestimmt, der Erzbischof von Prag geworden war. Wegen der andauernden Rechtsstreitigkeiten der erst 1664 errichteten Diözese mit der Stadt Königgrätz und wohl auch mangels einer Bischofsresidenz vermied Johann Friedrich einen Aufenthalt in seinem Sprengel. Er ließ die Diözese durch Beauftragte verwalten und bemühte sich nicht um die päpstliche Bestätigung. Die Kurie hielt ihn deshalb für nachlässig und beabsichtigte, ihn abzusetzen.

1671 erhielt Johann Friedrich das Breslauer Domdekanat, nachdem er sich vorher mit Hilfe seines Bruders Franz, der Hofmarschall Kaiser Leopolds war, um die Nachfolge des verstorbenen Erzbischofs Sebastian von Rostock beworben hatte. Erst nachdem sich diese Hoffnung nicht erfüllte, bemühte er sich um die päpstliche Bestätigung für Königgrätz, die am 27. November 1673 erfolgte. Die Bischofsweihe nahm sein Königgrätzer Vorgänger Sobek von Bilenberg am 4. März 1675 im Veitsdom vor. Nachfolgend konnte Johann Friedrich die Streitigkeiten mit der Stadt Königgrätz um die Patronatsrechte der ehemaligen Stadtpfarrkirche, die zur Kathedrale umgewandelt worden war, beilegen.

Erzbischof von Prag

Wappen Johann Friedrich Reichsgraf von Waldstein, Erzbischof von Prag

Auf Drängen seiner einflussreichen Verwandten wählte das Prager Domkapitel nach dem Tode des Erzbischofs Sobek von Bilenberk am 6. Mai 1675 Johann Friedrich von Waldstein zu dessen Nachfolger. Kaiser Leopold übertrug ihm am 15. Juni die Bistumsadministration, die päpstliche Zustimmung erfolgte am 2. Dezember und die Inthronisation am 14. März 1676.

Als Erzbischof von Prag bemühte sich Johann Friedrich von Waldstein um die Rekatholisierung der Gläubigen und um die Vereinheitlichung der religiösen Rituale, für die er das „Proprium Bohemiae“ und das „Rituale Romano-Pragense“ drucken ließ und bisherige Instruktionen und Statuten erneuerte. Um den durch den Dreißigjährigen Krieg verursachten Priestermangel zu beheben, berief er Priester aus anderen Diözesen und bat die Äbte mehrerer Orden um Gründung neuer Kloster-Niederlassungen auf seinem Diözesangebiet. Dem aufkommenden Staatskirchentum, mit dem die Rechte von Kirche und Klerus eingeschränkt und die staatliche Zuständigkeit ausgeweitet werden sollten, stellte er sich entgegen. Er vertrat die landespatriotischen und ständischen Interessen und unterstützte die Verehrung der böhmischen Landespatrone.

Als Bauherr förderte er in seiner Diözese u. a. den Wiederaufbau und die Barockisierung der Kirchen und ließ die erzbischöfliche Residenz am Hradschin nach Plänen von Jean Baptiste Mathey errichten. 1676 gründete er für alte und dienstunfähige Priester einen Unterstützungsfond, der aus Beiträgen des Klerus unterhalten wurde und für den Weihbischof J. I. Dlouhoveský von Langendorf ein Haus in Prag zur Verfügung stellte.

Grundherr

Auf seinen Familienherrschaften Dux und Oberleutensdorf, die er 1680 zum Familienfideikommiss erhob, errichtete er auf eigene Kosten Kirchen und setzte sich für die Rekatholisierung die Kapuziner ein. Er hatte Verständnis für seine Untertanen und schuf für sie wirtschaftliche Erleichterungen.

Verehrung

Nach einem asketisches Leben starb Johann Friedrich von Waldstein in seinem Duxer Schloss an den Blattern. Da er seine Einkünfte zum Wohle der Kirche und seiner Untertanen verwendet haben soll, wurde er heiligmäßig verehrt. Sein Leichnam wurde in der Waldsteinkapelle des Veitsdomes beigesetzt.

Literatur

Weblinks

VorgängerAmtNachfolger
Matthäus Ferdinand Sobek von BilenbergBischof von Königgrätz
1673–1675
Johann Franz Christoph von Thalenberg
Matthäus Ferdinand Sobek von BilenbergErzbischof von Prag
1675–1694
Johann Joseph von Breuner

Bischöfe seit 1664
Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg | Johann Friedrich von Waldstein | Johann Franz Christoph von Thalenberg | Gottfried Kapaun von Swoykow | Tobias Johannes Becker | Johann Adam Wratislaw von Mitrowitz | Wenzel Franz Karl Košinský von Košín | Moritz Adolf Karl von Sachsen-Zeitz-Neustadt | Johann Joseph Wratislaw von Mitrowitz | Anton Peter Graf Příchovský von Přichowitz | Hermann Hannibal von Blümegen | Johann Andreas Kayser von Kaysern | Joseph Adam von Arco | Johann Leopold von Hay | Maria Thaddäus von Trautmannsdorff | Alois Josef Krakovský von Kolowrat | Karl Borromäus Hanl von Kirchtreu | Josef Jan Hais | Eduard Jan Nepomuk Brynych | Josef Doubrava | Karel Boromejský Kašpar | Mořic Pícha | Sedisvakanz 1956–1990, staatlich eingesetzte Kapitularvikare: Václav Javůrek, Karel Jonáš | Karel Otčenášek | Dominik Duka | Jan Vokál

Weihbischöfe in Königgrätz, seit 1992
Josef Kajnek

(Vorgänger: Heinrich Písek (Scribonius), Administrator)

Anton Brus von Müglitz | Martin Medek von Müglitz | Zbynko Berka von Duba und Leipa | Karl Freiherr von Lamberg | Johann Lohelius | Ernst Adalbert Graf von Harrach zu Rohrau | Johann Wilhelm Libštejnský von Kolowrat | Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg | Johann Friedrich von Waldstein | Johann Joseph Graf Breuner von Asparn | Franz Ferdinand von Kuenburg | Daniel Joseph Mayer von Mayern | Johann Adam Wratislaw von Mitrowitz (starb vor der päpstlichen Bestätigung) | Johann Moritz Gustav von Manderscheid-Blankenheim | Anton Peter Graf Příchowský von Příchowitz | Wilhelm Florentin von Salm-Salm | Wenzel Leopold Chlumčanský von Přestavlk | Alois Josef Graf Krakovský von Kolowrat | Andreas Alois Ankwicz von Skarbek-Poslawice | Alois Joseph Schrenck von Notzing | Friedrich Joseph Fürst von Schwarzenberg | Franz de Paula Graf von Schönborn | Leo Skrbenský von Hříště | Paul Huyn | František Kordač | Karel Kašpar Boromejský | Vakanz 1941–1946 | Josef Beran | Vakanz 1969–1977 | František Tomášek | Miloslav Vlk | Dominik Duka | Jan Graubner

Normdaten (Person): GND: 115880798 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no89004732 | VIAF: 25341940 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Waldstein, Johann Friedrich von
ALTERNATIVNAMEN Waldstein, Johann Friedrich Reichsgraf von; Valdštejna, Jan Bedřich z (tschechisch)
KURZBESCHREIBUNG Bischof von Königgrätz; Erzbischof von Prag
GEBURTSDATUM 18. August 1642
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 3. Juni 1694
STERBEORT Dux