Ján Figeľ

Ján Figeľ in Schweden 2009

Ján Figeľ [jaːn ˈfigɛʎ] (* 20. Januar 1960 in Vranov nad Topľou) ist ein slowakischer Politiker und Vorsitzender der katholisch-konservativen Partei Kresťanskodemokratické hnutie (Christlich-demokratische Bewegung, KDH) und war Verkehrsminister in den Jahren 2010 bis 2012. Von 2004 bis 2009 war er Mitglied der Europäischen Kommission als Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung und Kultur. Derzeit ist er stellvertretender Vorsitzender des slowakischen Nationalrats.

Leben

Von 1978 bis 1983 studierte Figeľ Elektrotechnik an der Technischen Universität Košice. 1994 absolvierte er jeweils einsemestrige Aufbaustudiengänge in internationalen Fragen an der Georgetown University in Washington, D.C. (USA) und an der Universität Antwerpen (Belgien).

Nach der Arbeit in seinem Beruf war Figeľ 1992 bis 1998 Abgeordneter des „Nationalrats der Slowakischen Republik“ (des slowakischen Parlaments) für die (damals) oppositionelle katholisch-konservative Christlich-Demokratische Bewegung (Kresťansko-demokratické hnutie). Danach wurde er bis 2002 Staatssekretär im Außenministerium der Regierung Dzurinda. In dieser Zeit war er für die Beitrittsverhandlungen mit der EU zuständig. Von 2002 bis 2004 war er wieder Nationalratsabgeordneter für dieselbe Partei und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.

In der Zeit von 1995 bis 2000 war er außerdem Dozent für Internationale Beziehungen an der Universität Trnava.

Neben eigenen europapolitischen Ämtern in der Slowakei und der Vertretung seines Landes im Europarat war er 2002/2003 Mitglied des Konvents über die Zukunft Europas. Nach einer Einarbeitungszeit im Europäischen Parlament ist er seit 2004 EU-Kommissar. Von Mai bis November war er zusammen mit Erkki Liikanen Unternehmenskommissar. Seitdem war er für Schulwesen und Kultur zuständig, eigentlich wolle er Kommissar für Informatik werden.

Figeľ ist Mitglied in verschiedenen proeuropäischen Vereinigungen in der Slowakei. 2009 wurde er zum Vorsitzenden der KDH gewählt und schied daraufhin am 1. Oktober 2009 aus der Kommission aus. Sein Nachfolger ist Maroš Šefčovič.

In der Regierung Radičová wurde Figeľ zum Minister für Verkehr, Post und Telekommunikation ernannt. Nach dem Regierungswechsel im Jahr 2012 ist er nunmehr stellvertretender Vorsitzender des Parlaments.

Plagiatsverdacht

Im August 2012 geriet Figeľ in die Schlagzeilen, nachdem es sich herausgestellt hatte, dass seine Doktor-Dissertation möglicherweise ein Plagiat ist. Er erhielt den Grad in sozialer Arbeit im Jahr 2007 an der privaten Hochschule St. Elisabeth für Gesundheitswesen und Soziale Arbeit in Bratislava. Nach Angaben der Zeitung SME seien weite Teile seiner Dissertation aus einem von Figeľ mitautorierten Buch zu Beitrittsverhandlungen der Slowakei mit der Europäischen Union aus dem Jahr 2003 kopiert worden, jedoch ohne Benennung des Koautors. Figeľ war einer der Verhandlungsführer der Slowakei sowie zur Zeit der Dissertationsverfassung EU-Kommissar für Schulwesen und Kultur. Trotz inhaltlicher Mängel entschied sich die Hochschule nach eigener Aussage, „in Blick auf die internationale Stellung“, den Grad zu verleihen; nach Bekenntnis des Rektors sollte Figeľ als prominenter Student das Renommee der Schule erhöht haben. Auch Figeľ verteidigte seine Arbeit, da die soziale Dimension des EU-Beitritts eines der Kernthemen sei. Das slowakische Bildungsministerium prüft derzeit die Rechtmäßigkeit von Figeľs Dissertation sowie die Akkreditierung der Hochschule.[1][2][3]

Publikationen

  • Ján Figeľ: Culture, intercultural dialogue and the role of religion 2007, ISSN 1781-6858 (Dissertation VŠZaSP Bratislava 2007).[4]
  • Jan Figel, Miroslav Adamis: The accession of the Slovak Republic to the EU, in: Giōrgos Vasileiou: The Accession Story. The EU from 15 to 25 Countries, Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-921587-4.[5]
  • A Soul for Europe

Einzelnachweise

  1. Former E.U. Education Commissioner Faces Ph.D. Inquiry (Memento vom 29. August 2012 im Internet Archive), Science, abgerufen am 27. August 2012
  2. Slowakei: Dissertation von Ex-Bildungskommissar wird geprüft, Die Presse, abgerufen am 27. August 2012
  3. Ján Figeľ má podozrivý titul, minister Čaplovič ho preverí, Webnoviny.sk, abgerufen am 27. August 2012.
  4. VŠZaSP Vysoká škola zdravotníctva a sociálnej práce sv. Alžbety v Bratislave - private katholische Hochschule, deutsch: Hochschule für Gesundheitswesen und Soziale Arbeit der Hl. Elisabeth in Bratislava
  5. Von hier hat der Doktorand J.F. Texte übernommen, ohne sie regelrichtig als Zitate zu kennzeichnen.
Mitglieder der Europäischen Kommission Prodi (1999–2004)

Michel Barnier (bis April 2004) | Frits Bolkestein | Philippe Busquin | David Byrne | Anna Diamantopoulou (bis März 2004) | Franz Fischler | Neil Kinnock | Pascal Lamy | Erkki Liikanen (bis Juli 2004) | Mario Monti | Poul Nielson | Loyola de Palacio | Chris Patten | Romano Prodi | Viviane Reding | Michaele Schreyer | Pedro Solbes (bis April 2004) | Günter Verheugen | António Vitorino | Margot Wallström

Ergänzungen:
Joaquín Almunia (ab April 2004) | Péter Balázs (ab Mai 2004) | Jacques Barrot (ab April 2004) | Joseph Borġ (ab Mai 2004) | Stavros Dimas (ab März 2004) | Ján Figeľ (ab Mai 2004) | Dalia Grybauskaitė (ab Mai 2004) | Danuta Hübner (ab Mai 2004) | Siim Kallas (ab Mai 2004) | Sandra Kalniete (ab Mai 2004) | Márkos Kyprianoú (ab Mai 2004) | Janez Potočnik (ab Mai 2004) | Olli Rehn (ab Juli 2004) | Pavel Telička (ab Mai 2004)

Joaquín Almunia | José Manuel Barroso | Jacques Barrot | Joseph Borġ | Stavros Dimas | Benita Ferrero-Waldner | Ján Figeľ (bis Oktober 2009) | Mariann Fischer Boel | Franco Frattini (bis Mai 2008) | Dalia Grybauskaitė (bis Juli 2009) | Danuta Hübner (bis Juli 2009) | Siim Kallas | László Kovács | Neelie Kroes | Márkos Kyprianoú (bis März 2008) | Peter Mandelson (bis Oktober 2008) | Louis Michel (bis Juli 2009) | Andris Piebalgs | Janez Potočnik | Charlie McCreevy | Viviane Reding | Olli Rehn | Vladimír Špidla | Günter Verheugen | Margot Wallström

Ergänzungen:
Catherine Ashton (ab Oktober 2008) | Karel De Gucht (ab Juli 2009) | Meglena Kunewa (ab Januar 2007) | Leonard Orban (ab Januar 2007) | Paweł Samecki (ab Juli 2009) | Maroš Šefčovič (ab Oktober 2009) | Algirdas Šemeta (ab Juli 2009) | Antonio Tajani (ab Mai 2008) | Androulla Vassiliou (ab März 2008)

Normdaten (Person): GND: 123677467 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2003045610 | VIAF: 32272151 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Figeľ, Ján
KURZBESCHREIBUNG slowakischer Politiker und EU-Kommissar
GEBURTSDATUM 20. Januar 1960
GEBURTSORT Vranov nad Topľou