Fredholmsche Alternative

In der Mathematik ist die nach Erik Ivar Fredholm benannte Fredholmsche Alternative ein Resultat der Fredholmtheorie. Sie kann auf verschiedene Arten ausgedrückt werden: als Theorem der linearen Algebra, als ein Theorem über Integralgleichungen oder als ein Theorem über Fredholm-Operatoren. Insbesondere besagt es, dass eine komplexe Zahl ungleich 0 im Spektrum eines kompakten Operators ein Eigenwert ist.

Version der linearen Algebra

In einem n {\displaystyle n} -dimensionalen Vektorraum V {\displaystyle V} gilt für eine lineare Abbildung A : V V {\displaystyle A\colon V\to V} genau eine der folgenden Aussagen:

  1. Zu jedem Vektor v {\displaystyle v} in V {\displaystyle V} gibt es einen Vektor u {\displaystyle u} in V {\displaystyle V} so, dass A u = v {\displaystyle Au=v} . Mit anderen Worten: A {\displaystyle A} ist surjektiv.
  2. Es gibt ein u 0 {\displaystyle u\neq 0} in V {\displaystyle V} mit A u = 0 {\displaystyle Au=0} , das heißt: A {\displaystyle A} ist nicht injektiv.

Fredholmsche Integralgleichungen

Sei K ( x , y ) {\displaystyle K(x,y)} ein Integralkern. Betrachte die homogene Fredholmsche Integralgleichung,

λ ϕ ( x ) a b K ( x , y ) ϕ ( y ) d y = 0 {\displaystyle \lambda \phi (x)-\int _{a}^{b}K(x,y)\phi (y)\,dy=0} ,

sowie die inhomogene Gleichung

λ ϕ ( x ) a b K ( x , y ) ϕ ( y ) d y = f ( x ) {\displaystyle \lambda \phi (x)-\int _{a}^{b}K(x,y)\phi (y)\,dy=f(x)} .

Die Fredholmsche Alternative besagt nun, dass für eine komplexe Zahl 0 λ C {\displaystyle 0\neq \lambda \in \mathbb {C} } , entweder die erste Gleichung eine nichttriviale Lösung hat, oder die zweite Gleichung eine Lösung für beliebige rechte Seiten f ( x ) {\displaystyle f(x)} besitzt.

Eine hinreichende Bedingung, damit dieser Satz gilt, ist die Quadratintegrierbarkeit von K ( x , y ) {\displaystyle K(x,y)} auf dem Rechteck [ a , b ] × [ a , b ] {\displaystyle [a,b]\times [a,b]} (wobei a und/oder b auch plus oder minus unendlich sein dürfen).

Fredholmsche Alternative

Aussage

Sei K K ( X ) {\displaystyle K\in K(X)} ein kompakter Operator auf X {\displaystyle X} und sei λ C {\displaystyle \lambda \in \mathbb {C} } mit λ 0 {\displaystyle \lambda \neq 0} . Dann ist T x := λ x K x {\displaystyle Tx:=\lambda x-Kx} ein Fredholm-Operator mit Fredholm-Index 0. Die Fredholmsche Alternative lautet nun:

  • Entweder haben sowohl die homogene Gleichung
λ x K x = 0 {\displaystyle \lambda x-Kx=0}
als auch die adjungierte Gleichung
λ x K x = 0 {\displaystyle \lambda x'-K'x'=0}
nur die triviale Lösung Null und somit sind die inhomogenen Gleichungen
λ x K x = y {\displaystyle \lambda x-Kx=y}
und
λ x K x = y {\displaystyle \lambda x'-K'x'=y'}
eindeutig lösbar,
  • oder die homogene Gleichung
λ x K x = 0 {\displaystyle \lambda x-Kx=0}
und die adjungierte Gleichung
λ x K x = 0 {\displaystyle \lambda x'-K'x'=0}
besitzen genau n = dim ker ( λ id K ) < {\displaystyle n=\dim \ker(\lambda \operatorname {id} -K)<\infty } linear unabhängige Lösungen (wobei id {\displaystyle \operatorname {id} } die identische Abbildung bezeichnet) und somit wäre die inhomogene Gleichung
λ x K x = y {\displaystyle \lambda x-Kx=y}
genau dann lösbar, wenn y ( ker ( λ id K ) ) {\displaystyle y\in (\ker(\lambda \operatorname {id} -K'))^{\bot }} gilt.

Im Zusammenhang mit den Integralgleichungen

Beachte, dass die Delta-Distribution die Identität der Faltung ist. Sei X {\displaystyle X} ein Banachraum, beispielsweise X = L 2 ( [ a , b ] ) {\displaystyle X=L^{2}([a,b])} und sei T : X X {\displaystyle T\colon X\to X} ein Fredholm-Operator, welcher durch

T ϕ ( x ) = a b λ δ ( x y ) ϕ ( y ) k ( x , y ) ϕ ( y ) d y = λ ϕ ( x ) a b k ( x , y ) ϕ ( y ) d y , {\displaystyle T\phi (x)=\int _{a}^{b}\lambda \delta (x-y)\phi (y)-k(x,y)\phi (y)dy=\lambda \phi (x)-\int _{a}^{b}k(x,y)\phi (y)dy,}

definiert ist, wobei k L 2 ( [ a , b ] ) {\displaystyle k\in L^{2}([a,b])} gelten muss, um einen Fredholm-Operator zu erhalten. Dann ist a b k ( x , y ) ϕ ( y ) d y {\displaystyle \textstyle \int _{a}^{b}k(x,y)\phi (y)dy} ein kompakter Operator und man sieht, dass diese Aussage die Aussage über die Fredholmschen Integralgleichungen verallgemeinert.

Die Fredholmsche Alternative kann man dann wie folgt formulieren: Ein λ 0 {\displaystyle \lambda \neq 0} ist entweder ein Eigenwert von K {\displaystyle K} oder es liegt in der Resolventenmenge

ρ ( K ) = { λ C : ( λ id K )  beschränkt invertierbar } {\displaystyle \rho (K)=\{\lambda \in \mathbb {C} :(\lambda \operatorname {id} -K){\text{ beschränkt invertierbar}}\}} .

Literatur

  • Paul Mönnig: Die praktische Auflösung der fredholm’schen Integralgleichung mit symmetrischem Produktkern, Braunschweig 1947. Reihe: Veröffentlichungen d. Math. Inst. d. Techn. Hochsch. Braunschweg, 1947,4 (nicht in DNB nachgewiesen)
  • Dirk Werner: Funktionalanalysis, Springer-Verlag, Berlin, ISBN 978-3-540-72533-6.