Embolie

Klassifikation nach ICD-10
I74.9 Embolie und Thrombose nicht näher bezeichneter Arterie
I82.9 Embolie und Thrombose nicht näher bezeichneter Vene
T79.0 Luftembolie (traumatisch)
T79.1 Fettembolie (traumatisch)
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Unter einer Embolie [ʔɛmboˈliː] versteht man in der Medizin den teilweisen oder vollständigen plötzlichen Verschluss eines Blutgefäßes durch mit dem Blut eingeschwemmtes Material. Dieser Embolus kann aus körpereigenen und fremden Substanzen wie Fetttropfen, Fruchtwasser, Blutgerinnsel (losgelöster Gefäßpfropf) oder Luftblasen bestehen.

Wortherkunft

„Embolie“ ist eine von Rudolf Virchow, der kleine geronnene Blutanteile „Emboli“ nannte, geprägte Bezeichnung[1] und abgeleitet von altgriechisch ἐμβάλλω emballo „hineinwerfen“ und Embolus „Gefäßpfropf“.

Einteilung

Thrombembolie der Lungenarterien in der Computertomographie mit Kontrastmittel. Die Thromben (Pfeile, dunkler) werden von dem durch das Kontrastmittel hellen Blut in den Lungenarterien umspült.
Zementembolie nach Kyphoplastie im Röntgenbild mit dünner, röntgendichter Struktur auf den rechten Hilus projiziert. Rechts Computertomographie, die den Austritt aus dem Wirbel in eine Vene zeigt.

Embolien lassen sich einteilen:

  • nach der Ursache:
    • Thrombembolie (Einschwemmen eines Blutgerinnsels)
    • Fettembolie (Einschwemmen von Fetttröpfchen, z. B. nach großen, offenen Knochenbrüchen)
    • Gasembolie bzw. Luftembolie (nach Injektion von Luft oder durch Gasbläschenbildung bei zu schnellem Auftauchen aus großer Tiefe, siehe Dekompressionskrankheit; in der Veterinärmedizin: Gasblasenkrankheit der Fische)
    • Tumorembolie (Verstopfung der Gefäße durch Tumorgewebe) als wichtiger Mechanismus der Metastasierung
    • Fruchtwasserembolie (Geburtskomplikation)
    • Septische Embolie (z. B. bei bakterieller Endokarditis)
    • Cholesterinembolie (nicht synonym mit Fettembolie): meist aus rupturierten Plaques der Arterienwand
    • Zementembolie durch in Venen übergetretenen Knochenzement zum Beispiel im Rahmen einer Kyphoplastie oder einer Endoprothesenimplantation
    • Fremdkörperembolie zum Beispiel durch einen abgerissenen Katheter[2]
    • Talkumembolie bei intravenösem Drogenkonsum[2]
  • nach Ort der Embolie:

Häufigste Embolien sind Thrombembolien nach einer Thrombose der tiefen Beinvenen (Lungenembolie) und Thrombembolien in den Arterien des Gehirns (Schlaganfall). In Deutschland sterben jährlich 20.000 bis 25.000 Menschen an einer Embolie.

Prophylaxe

Thrombosen können bei Risikopatienten durch die prophylaktische subkutane Injektion von Heparinen, heute meist niedermolekulares Heparin, oder vor allem auch durch physikalische Maßnahmen wie Frühmobilisierung, intermittierender Kompression oder medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS) vermieden werden. Heparine werden bei Patienten mit hohem Risiko gegeben, physikalische Prophylaxe ist bei allen Risikogruppen indiziert. Siehe hierzu auch die AWMF-S3-Leitlinie zur ambulanten und stationären Thromboembolie-Prophylaxe, die von 20 operierenden ärztlichen Berufsgruppen ratifiziert wurde.

Therapie

Embolien, die aus Thromben entstanden sind, können unter Umständen mit Medikamenten aufgelöst werden (Thrombolyse). Gelegentlich ist auch eine Operation zur Entfernung des Embolus notwendig (Embolektomie).

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Embolie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Heinz Otremba: Rudolf Virchow. Begründer der Zellularpathologie. Eine Dokumentation. Echter-Verlag, Würzburg 1991, S. 22 f.
  2. a b Gerd Herold: Innere Medizin 2019. Köln 2018, S. 839.
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